Machen ist wie wollen, nur krasser

… und genau nach diesem Motto, habe ich mich wieder einmal auf den Weg gemacht, in unser Partnertierheim „Hogar de Asis” im tiefsten Andalusien. Am 11. Juni ging es um 6.19 Uhr los mit dem Zug Richtung Flughafen Zürich. Mittlerweile ist es meine fünfte Reise nach La Carolina und ich kann nicht sagen, dass ich mich schon daran gewöhnt hätte. Das „Grummeln” im Magen bleibt vor jedem Reisebeginn. Was wird mich dieses Mal wohl erwarten? 

Nachdem mein Zug fast eine Stunde zu spät am Freiburger Hauptbahnhof ankam, schaffte ich es dank großzügigem Zeitpuffer noch ganz gut an den Flughafen und ich gönnte mir einen leckeren, frischen, gesunden Salat bevor der Start losging. Man kann fast sagen dieser bunt gemischte Salat sollte für die vielen verschiedenen Situationen und Gefühle stehen, welche ich in den nächsten Tagen erleben werde. Jedes Mal, wenn ich mich aus meiner kleinen, heilen Komfortzone herausbewege, fühle ich Freud, Leid, Wut, Lachen, Glück, Trauer und noch viel mehr andere Emotionen ganz eng beieinander liegen. Aus dieser Komfortzone heraus möchte ich euch nun mitnehmen und beginne von vorne:

In Malaga angekommen erwartete mich nicht nur schönstes Urlaubswetter, sondern auch Waldemar, ein weiteres Mitglied und Fotograf, welcher in Spanien lebt und mich schon seit vielen Jahren bei meinen ehrenamtlichen Tierschutzreisen begleitet. Ausgerüstet mit drei verschiedenen Kameras, mindestens nochmal so vielen Objektiven, Laptop und Tablet, fuhren wir circa zwei Stunden mit seinem Auto weiter nördlich nach La Carolina. Das Urlaubsfeeling verschwand bald, je weiter wir nördlich fuhren, desto karger und trockener wurde die Vegetation. Von grünen Bäumen war hier schon lange nicht mehr die Rede, sondern es waren weit und breit nur Olivenbaumplantagen zu sehen. Bis in die Ferne kannst du nur diese Olivenbaumwüsten sehen, zwischendrin immer wieder Brände, der Wassermangel macht sich auch hier deutlich bemerkbar. 
Auffallend waren die vielen Lastwagen beladen mit Tieren, die ganz sicher in den Tod gefahren wurden. Ob Schweine, Schafe, Kühe, ja sogar Pferde, ich weiß es nicht, lag es am Wochentag? Noch nie habe ich derart viele Schlachttransporte wahrgenommen. Manche Fahrer gingen dann auch zum Ausruhen in Bars und ließen ihre Tiere draußen einfach auf dem Parkplatz in der sengenden Hitze stehen. Nicht nur für die Tiere im LKW eine Qual, auch für mich als jahrelange Vegetarierin war dieses Bild nur schwer auszuhalten. 

Endlich in La Carolina angekommen war mein erster Weg natürlich ins Tierheim. Hier wurde ich nicht nur von den Hunden freudig erwartet, sondern ganz besonders von meinen beiden lieben Tierschutzpartnerinnen Tere und Josefine, welche seit vielen Jahren die Hunde täglich betreuen und versorgen. Man muss dazu sagen, die beiden Frauen, machen alles ehrenamtlich. In Spanien sagt man dazu „Volontaria”, auf gut deutsch, ohne einen Cent Geld zu verdienen. 
Tere und Josefine gehen jeden Tag – 7 Tage die Woche – morgens von 9 bis 13 Uhr und abends von 18 bis 20 Uhr ins Tierheim und geben trotz äußerst bescheidener Mittel und Gegebenheiten alles, damit unsere Vermittlungshunde bestens versorgt werden.
Hinzu kommt die unbarmherzige Hitze, mit welcher die freiwilligen Helferinnen und auch die Hunde im Sommer zu kämpfen haben. Da kommt es schon vor, dass Tere und Josefine bereits morgens um 6.30 Uhr ins Tierheim fahren, da die Temperaturen später unerträglich werden. Oft können sie auch erst gegen 20 Uhr abends nochmal ins Tierheim fahren, da die Sonne vorher einfach zu stark ist. Ihr gesamtes Familien- und Privatleben richtet sich nach unseren Vermittlungshunden und das ohne je finanzielle Anerkennung zu bekommen. 

À propos Freud und Leid, wer kam mir da wohl als Erster entgegen: mein geliebter Langzeitinsasse Lolo. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass er mich sofort wiedererkannt hat. Ein Moment, in welchem ich mich nicht entscheiden konnte, freue ich mich nun ihn wieder zu sehen? Oder bin ich traurig, weil ich ihn wiedersehe? Lolo ist einer der Hunde, die am längsten im Tierheim warten und einer der Ersten, die ich kennengelernt habe. Seit meinem ersten Besuch sind nicht mehr viele Hunde von damals im Tierheim, für die meisten konnten meine engagierten Vermittlungskolleginnen des Tierschutzverein Europa ein schönes Zuhause finden. Doch Lolo ist einer der Hunde, die ihr Glück noch nicht gefunden haben. Woran liegt das? Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil er mit anderen Rüden nicht so gut verträglich ist? Oder weil er nur eine Stummelrute hat? Oder schon älter ist? An seinem Wesen kann es nicht liegen, denn er ist ein Kuschelkönig vor dem Herrn und sehr gelehrig. Ich würde mir so sehr wünschen, dass wir auch für ihn einen Menschen finden, einen „Macher” keinen „Woller”. 

Den ersten Abend verbrachten wir relativ entspannt gemeinsam mit den Hunden im großen Auslauf und versuchten uns an den ersten Fotos und Videos. Diese sollen den Hunden helfen, sie im bestmöglichen Licht auf der Homepage zu präsentieren, damit Interessenten eine realistische Vorstellung von ihrem möglichen neuen Familienmitglied bekommen. Alle Hunde waren bereits von Tere versorgt, gefüttert, hatten gegebenenfalls ihre benötigten Medikamente, die Zwinger waren sauber, sodass wir in Ruhe alle Neuankömmlinge, die wir vom letzten Besuch im März noch nicht kannten begrüßen konnten. Da sie uns aber noch nicht kannten, waren manche misstrauisch gegenüber uns Fremdlingen oder der großen Kamera, die mit ihren Klickgeräuschen viele Hunde an ein Gewehr erinnert. Meistens werden die Fotos vom ersten Abend nicht ganz so wie wir uns das wünschen, weil sich die Hunde noch nicht natürlich bewegen. 

Wer meinen Reisebericht vom März gelesen hat, weiß bereits, dass die Einrichtung sehr bescheiden ist und es ist an jeder Ecke Reparatur- oder Renovierungsbedarf gibt. ABER trotz dieser ärmlichen Umstände ist jedes Mal eines zu spüren: die Hunde haben ihren Frieden! Sie sind verhältnismäßig leise und ausgeglichen. Tere versucht, dass jeder Hund einmal am Tag raus darf und sich bewegen kann. Natürlich gelingt das nicht immer. Gerade für Kameraden, welche nicht so gut verträglich sind und in der großen Gruppe laufen können. Aber der überwiegende Teil der Hunde macht auf mich einen entspannten Eindruck, was sicher den großen Bemühungen und Anstrengungen von Tere und Josefine zu verdanken ist. 
Im nahen Umkreis des Tierheims befinden sich drei große „Rehalas”. Das sind Zuchtanlagen für Jagdhunde, in denen die Hunde unter äußerst schlimmen Umständen leben. Darüber hatte ich bereits im Reisebericht vom März „Drei Tage…” berichtet.
Ich erschrecke immer noch jedes Mal über das Gebell, welches man den ganzen Tag hören kann. Es ist ununterbrochen ein Bellen, Jammern, Jaulen. Ich möchte mir nicht vorstellen, was hinter den hohen Mauern vor sich geht und versuche es akustisch auszublenden. Zweimal sind in der Woche, in der ich dort war, sind Hunde ausgebrochen. Vermutlich haben sie ihr kurzes Seil durchgebissen und wir versuchten sie einzufangen. Doch sie waren zu scheu und das Tragische ist, sie sind zu ihren Besitzern, den Rehaleros, zurückgerannt, zurück in die Hölle.
Auch bei uns im Tierheim befinden sich Hunde aus Rehalas, zum Beispiel ein weiterer Langzeitinsasse Nico oder die Neuankömmlinge Gabriel und Malina. Doch dazu später mehr.

Wir hatten dieses Mal eine kleine, sehr hübsche Ferienwohnung in La Carolina gemietet und ich fiel erstmal in einen Tiefschlaf bis wir am nächsten Morgen um 8 Uhr wieder gemeinsam mit Tere und Josefine ins Tierheim gingen. 

Zuerst stand das große Putzen auf dem Programm. So früh morgens war ich noch nie im Tierheim und ich war überrascht, die Zwinger waren erstaunlich sauber und es roch fast überhaupt nicht in der Halle. Viele Hunde scheinen doch „stubenrein” zu sein und warten geduldig bis sie wieder in den Auslauf dürfen. An jedem Zwinger befindet sich eine minikleine Parzelle nach draußen, vielleicht 1,5 Quadratmeter, aber diese nutzen tatsächlich viele der Hunde ganz artig als Toilette, damit sie ihren Zwinger und das Körbchen nicht beschmutzen. Zum Glück gibt es einen Schlauch und Wasseranschluss, sodass die Reinigungsarbeiten relativ gut durchgeführt werden können, es gibt sogar einen Hochdruckreiniger, der einmal gespendet wurde. Eine tolle Erleichterung, aber jeder der schon einmal mit einem Hochdruckreiniger gearbeitet hat, weiß wie anstrengend das ist. 
Nachdem die beiden langen Zwingerreihen wieder sauber und alle drei Ausläufe „entköttelt”, Futterschüsseln gewaschen, Wäsche aufgehängt, frisches Wasser aufgefüllt und Medikamente verteilt waren, wurde eine große Kiste mit Spielsachen nach draußen getragen. Diese Spielsachen sind alles Spenden, welche über den Tierschutzverein Europa nach La Carolina transportiert wurden. Gerade Quietschespielzeug steht bei den Tierheimbewohnern ganz hoch im Kurs. 

Falls auch Ihr Spielzeug übrighabt, scheut euch nicht, mich oder ein anderes aktives Mitglied des Tierschutzverein Europa zu kontaktieren. Wir haben regelmäßig Spendentransporte in unsere Partnertierheime und die Hunde freuen sich immer riesig über Spielsachen.
Mir fiel ganz besonders der pfiffige Podenco Gaspar auf: für ihn war wohl schon Weihnachten, denn er hopste einfach auf die Ablage und stibitzte sich ein Spielzeug nach dem anderen!! 🙂 Wohlbehütet trug er seine „Diebesschätze” an einen Platz und freute sich seines Lebens. Schauen Sie sich gerne einmal die Fotos zu diesem schlauen Kerlchen an, wir haben nämlich „Beweisbilder” 😉 Vielleicht verlieben Sie sich ja in Gaspar und möchten für ihn jeden Tag Weihnachten sein lassen? 

Trotz Weihnachtsspielzeugkiste wurden die Hunde unruhig und liefen bellend ans Tor. Sie hatten bemerkt das Besuch kam. Es kam ein deutsches Ehepaar, welches vor mehreren Jahren einen Hund aus La Carolina adoptiert hatte und während ihrer Spanienrundreise vorbeischauen wollte, woher ihr geliebtes Familienmitglied kam. Welch schöne Überraschung! Die beiden Schwaben waren wirklich sehr, sehr nette Gäste und schauten respektvoll die vorbildliche Arbeit unserer Tierschutzpartnerinnen an. Doch sie kamen natürlich nicht mit leeren Händen, sondern hatten den ganzen Kofferraum mit Futter und Decken beladen. Gerade Dosenfutter ist so enorm wichtig! Wenn Hunde neu im Tierheim ankommen, sind sie meistens in ganz schrecklichem und fast immer sehr dünnem Zustand, da müssen sie erstmal zunehmen und das geht nun mal mit Dosenfutter am besten. So haben sich die beiden Besucher aus Deutschland extra auf den Weg gemacht, nochmal Dosenfutter im Mercadona zu kaufen. Vielen, vielen Dank liebe Familie P. im Namen unserer heimatlosen Hunde. 
Da Im Tierheim Hogar de Asis ungefähr 70 kleine Hundemägen jeden Tag befüllt werden möchten, herrscht in der Futterkammer leider chronisch Ebbe. Falls ihr helfen möchtet, dass alle Hunde weiterhin satt und zufrieden abends einschlafen können, besteht auch hierfür die Möglichkeit, Futter bei einem unserer Spendentransporte mitzugeben. Für mehr Infos schreibt mich gerne an. 

Nach einem Tierheimrundgang mit unseren deutschen Gästen und Kuschelrunde mit den Hunden, entschieden wir uns alle gemeinsam einen kleinen Stadtspaziergang zu unternehmen, aber natürlich nicht ohne hundische Begleitung! Denn Tere und Josefine nehmen immer wieder verschiedene Tierheimhunde in das kleine Städtchen mit, damit sie erkennen können, wie die Hunde auf Umweltreize reagieren und sich gegebenenfalls in einer neuen Umgebung verhalten werden. 
So machten sich Tere, Josefine, Waldemar, das nette Besucherpärchen mit ihren drei Podencos und ich auf den Weg. Unsere beiden Schäferhündinnen Aline, Celine und der kleine Snickers, den vielleicht auch noch manche von Ihnen aus meinem letzten Bericht kennen, durften uns begleiten. Alle drei haben das ganz hervorragend gemeistert und sie können unten dazu auch Videos sehen. 

Der nächste Morgen brach an und es war grau-neblig. Nicht nur draußen am Himmel legten sich Wolken nieder, auch in meinem Herzen, denn das Auto wurde für die Fahrt zur Perrera mit Boxen ausgestattet
Nachdem in der letzten Zeit 23 Hunde glücklich adoptiert und nach Deutschland gereist sind, standen einige Zwinger leer und waren vorbereitet, um neue Hunde aus der Perrera in V. zu holen. 
Bereits im März begleitete ich Tere in eine große Perrera in L., aus der wir mehrere Hunde befreien konnten. Ganz sicher ein Ort, den ich in meinem Leben nicht noch einmal betreten wollte und schon gar nicht die Entscheidung treffen, wen nehmen wir mit, wen lassen wir dort. Doch natürlich wollte ich vor Tere, deren Alltag dies ist, nicht als Feigling dastehen und so fuhren wir gemeinsam los, in die circa eine Stunde entfernte Perrera in V. Hier wurden wir von einem Tierarzt und einem städtischen Angestellten herzlich willkommen geheißen und freundlich herumgeführt. Wir durften sogar Videos und Fotos machen (siehe unten), denn beide Angestellten versicherten uns, es gibt nichts zu verstecken und sie sind sich der guten Seiten, aber auch der nicht so guten Seiten durchaus bewusst. 

Hier gibt es grob gesagt vier lange Zwingerreihen, die im Quadrat angeordnet sind. In der Mitte des großzügigen Geländes gibt es vier Ausläufe, die mit zwei Mastinos, einem behinderten Cocker Spaniel, einem kleinen behinderten Welpen und einem Staffordshire Terrier belegt waren. Allerdings konnte ich nicht in Erfahrung bringen, in welchem Turnus die Insassen diesen benutzen dürfen. 
Die Perrera, welche wir im März besucht hatten, hatte hingegen keine Ausläufe. Ein weiterer Unterschied war, dass diese Hunde alle einzeln im Zwinger untergebracht waren und nicht in Gruppen wie in L. Dies hat den Vorteil, dass es keine Beißvorfälle unter den Hunden gibt, aber natürlich auch den Nachteil, dass sie ihre natürliche Kommunikation unter Artgenossen verlieren, gerade wenn sie dann über mehrere Jahre in der Einrichtung sitzen. 

Es ist auch zu bemerken, dass uns der Tierarzt glaubhaft versicherte, solange er dort arbeite, sei kein Tier mehr getötet worden. Sicher sehr löblich, doch ist es wirklich besser über viele Jahre in Einzelhaft ohne äußerliche Reize und menschliche Zuneigung zu warten? 
Auffallend war auch die große Anzahl an Herdenschutzhunden und Listenhunde. Ganz sicher die beiden Typen Hund, von denen so gut wie keiner mehr die Perrera lebend verlassen wird. Diese Hunde werden hier irgendwann alleine im Zwinger am Alter sterben.

Tere und ich liefen durch die Reihen und sie überließ weitgehend mir die Entscheidung, welchen Hund wir mit ins Tierheim nehmen. Ich wollte eine bunte Mischung aus gut vermittelbaren Hunden und manchen, die vom Glück schon lange verlassen wurden. So durften am ersten Tag mit: Janice, Bambam, Luciele, Amaya und Nicolino. Nicolino ist ein sehr alter kleiner Podenco, dessen Hals mit dicken Narben durchzogen ist. Diese kommen von einem Strick, an dem er sein gesamtes Leben angebunden war. Außerdem durften zwei weitere ältere Rüden mit uns kommen, die schon viele Jahre in der Perrera lebten. Sie sind ein Beispiel dafür, dass die Einzelhaltung eben auch Nachteile haben kann, den Umgang mit (gleichgeschlechtlichen) Artgenossen müssen sie nun erst wieder üben. 

Im Tierheim muss genau für solche Pechvögel dringend ein weiterer großer Zwinger mit Häuschen und kleinem Auslauf gebaut werden, um ihnen eine adäquate Unterbringung zu geben. Auf der linken Seite des Tierheims konnten wir dank einer Spenderin schon einen solchen neuen Zwinger bauen, der auch sicher verschlossen werden kann und ein würdiges Leben bietet. Es muss dringend auch auf der rechten Seite einer gebaut werden. Doch leider fehlen die finanziellen Mittel und schlichtweg die „Manpower” 😔
Falls Sie helfen möchten dieses Vorhaben mitzufinanzieren, können Sie das sehr gerne über unser Vereinskonto machen. Nur so können weiterhin auch Langzeitinsassen aufgenommen werden und vor allem auch im Tierheim bleiben. Eine Spende wird selbstverständlich zu 100 Prozent an unser Partnertierheim weitergeleitet. Außerdem ist eine Spende bei der Steuererklärung einreichbar.
VERWENDUNGSZWECK: „Zwingerbau/ La Carolina”

Tierschutzverein Europa e. V.
Mainzer Volksbank e.G.
IBAN: DE 25 5519 0000 0795 0390 15
BIC: MVBMDE55XXX
oder über PayPal 
spende@tsv-europa.de

Seven in a million … nun war also unser Auto beladen mit 7 Hunden und wir fuhren zurück nach La Carolina. Zurück blieben ungefähr nochmal 70 verlorene Seelen in der Perrera, denen wir nicht helfen können. Ganz sicher waren hier auch Hunde dabei, die für den Rest ihres Lebens unsichtbar und vergessen bleiben.
Tere und ich hatten keinen Platz mehr im Auto für weitere Hunde und so entschieden wir uns am Donnerstag zurückzukehren, um mit Waldemars und ihrem Auto fünf weitere Hunde abzuholen. An den Zwingern hing bei jedem Hund ein Steckbrief und so ging ich noch einmal auf das Gelände und reservierte die ausgesuchten Hunde, in dem ich mit einem Edding ein Kreuz auf deren Steckbrief machte. Ich versprach wiederzukommen und sie abzuholen und genau das geschah auch am Donnerstag. Da durften Nathalie, Finley, Habibi, Gabriel und Malina in unsere Autos einsteigen. Das Zwischenziel war zwar auch wieder ein Tierheim, doch sie waren somit ihrem Endziel schon mal ein ganzes Stück weiter: eine eigene Familie zu finden. 

Im Tierheim angekommen findet immer das gleiche Ritual statt: Die Hunde werden zuerst von Tere äußerlich gründlich untersucht, dann werden sie entwurmt, bekommen ein Antiparasitikum, werden gewogen und abgemessen. Bei Malina zum Beispiel wurden an der Innenseite ihrer Hinterbeine zwei „Knubbel” festgestellt, dies wurde uns von den Perreramitarbeitern nicht mitgeteilt. Aber selbst wenn, hätten wir sie sonst dort gelassen? 
Am erschreckendsten war Gabriels Zustand, von Rasseliebhaber „Flusengalgo” genannt, also Rauhaargalgo. Er war extrem dünn, hatte sehr schlechtes Fell, unzählige Narben, große Liegeschwielen, eine riesige Verhornung am Bauch und ein Meer voll Angst. Gabriel ist ganz sicher ein Hund aus einer Rehala, der über Jahre an einem ganz kurzen Stück Seil angebunden war und sich deshalb immer nur in ein und derselben Position zum Schlafen hinlegen konnte. Ich dachte immer, ich habe schon viel gesehen und kann mit Tierschicksalen umgehen, doch bei seinem Anblick, brach ich wieder einmal ein Versprechen, welches ich mir selber gegeben habe: nicht zu weinen. 

Als alle Neuankömmlinge ihre frischen Boxen bezogen haben und nach diesem langen, körperlich sowie seelisch anstrengendem Tag der Abend anbrach, wurde noch ein weiteres Ritual vollzogen. Und zwar bekamen alle neuen Hunde einen Namen, welchen wir mit Edding an den Zettel, der an jeder Zwingertür hängt, schrieben. Finley, Luciele, Amaya, Malina, Habibi, Janice, Gabriel, Barelli, Benni, Bambam, Nathalie – ab diesem Moment seid ihr keine Nummern mehr gewesen, sondern habt Namen.

Bei Luciele und Amaya bemerkten wir einen ungewöhnlich dicken Bauch und vergrößerte Zitzen mit Milchausfluss. Oh nein, dachten wir, hoffentlich haben wir keine trächtigen Hündinnen aus der Perrera geholt. Für jedes unserer Partnertierheime sind Welpen eine enorm große Belastung, nicht nur die Arbeit, sondern auch finanziell, denn Welpen werden sehr leicht krank und sterben auch ganz oft. So wie ich das im März persönlich miterleben musste mit Maylin, Anton und Nacho.
Wir fuhren also mit den beiden hübschen Damen zum Tierarzt und glücklicherweise konnte er mit einem Ultraschallgerät Entwarnung geben. Beide waren nur scheinträchtig und sie wurden mit einem Medikament versorgt. Tja, solche Tierarztfahrten kommen dann neben den alltäglichen Arbeiten noch erschwerend dazu. Von den Behördengängen und administrative Arbeiten, die Tere von Zuhause aus erledigt, fange ich jetzt gar nicht erst an. 

Am nächsten Tag brachte sie dann nicht nur ihren Kater Wifi (der im Übrigen auch noch ein Zuhause sucht) mit ins Tierheim, sondern auch ihre Tochter Alba. Wir wollten die neuen Hunde testen, wie sie sich gegenüber Katzen und jungen Menschen verhalten, damit wir die Hunde besser einschätzen können und so in das passende Zuhause vermitteln können. 
Vielen Dank an das schwarze Katerchen Wifi, dass du immer so mutig bei unseren Katzentest mitmachst und ganz besonderen Dank an Teres Tochter Alba, dass du dich immer so liebevoll mit unseren Hunden befasst, um ihre Vermittlungschancen zu erhöhen. 
Kleine Anmerkung: Das Zusammenführen zweier Tiere bzw. Tier und Mensch braucht immer ganz viel Zeit, Geduld und gegenseitige Rücksichtnahme. Solche Tests geben einen kleinen Eindruck und können zum Beispiel zu erkennen geben, ob ein Hund bei einer Katze einen starken Jagdtrieb zeigt. Sie sind jedoch KEINE Garantie dafür, dass das Zusammenleben mit Katzen oder Kindern in jedem Fall klappen würde!

Doch was war nun außerhalb des geschützten Tierheimgelände wieder los? Wir wunderten uns, warum die Hunde plötzlich ungewöhnlich stark bellten und so viele Autos auf das gegenüberliegende Nachbargelände den kleinen Feldweg entlangrasten. Meist große, schwere Autos, man konnte ahnen, dass deren Besitzer nicht an Armut litten. Ich wurde neugierig und schaute dem lauten Treiben zu: es wurde ein Stierkampftraining durchgeführt! So etwas hatte ich wirklich noch nicht gesehen. Mehrere Männer, bunt angezogen, die mit ihrem roten Tuch über den benachbarten Sandplatz sprangen und, für mich, komisch erscheinenden Bewegungen übten. Da frag ich mich doch, muss diese Tradition des Stierkampfes unbedingt aufrechterhalten werden? 

Mein letzter Tag brach an. Wenn ich euch nun erzähle, dass ich La Carolina eigentlich schon am Mittwoch verlassen wollte, um noch zwei Tage am Strand das Erlebte verarbeiten zu können. Aber das bereits bezahlte Hotel in Malaga einfach storniert habe, um die zwei Tage länger bei unseren Vermittlungshunden im Tierheim verbringen zu können. Würdet ihr mich dann für verrückt halten? Dann bin ich es wohl. 😀 Denn genau so war es. Mein Strandurlaub den ich jedes Mal an die Tierschutzreise dranhänge, war für mich in diesem Moment nicht so wichtig, wie mich noch länger um die Hunde kümmern zu können. So konnte ich zwei weitere Tage Fotos von den neuen Hunden machen. Ich hoffe im Moment nichts mehr auf der Welt, als dass es ihnen hilft und sich schnell passende Menschen in diese Hunde verlieben, damit sie einen „Für- Immer-Menschen” finden. Denn nur mit Adoptionen oder Pflegestellen können weitere Hunde, die wir nun zurücklassen mussten, nachrutschen und im Tierheim aufgenommen werden. Wenn ihr euch vorstellen könnt Pflegestelle zu werden, damit auch andere Hunde die Perrera verlassen können, schreibt uns jederzeit gerne an. 

Freitagnachmittag – jetzt wurde es doch Zeit mein geliebtes Herzenstierheim und mittlerweile „Seelenheimat” zu verlassen. Und nun wird dieser Bericht ziemlich privat, vielleicht auch zu persönlich für eine Tierschutzseite, denn wenn ich Zuhause angekommen bin, stehen mir erstmal mehrere Arzttermine und ein Klinikaufenthalt bevor. Ob ich im September wieder zu meinen beiden tapferen Tierschutzkolleginnen und ebenso tapferen Hunden nach Spanien reisen kann? Eines ist sicher, aufgeben ist nicht! So tapfer, mutig und optimistisch wie unsere geretteten Hunde werde ich dann der kommenden Zeit wohl auch sein müssen.

Falls Ihr Fragen zu unserem Partnertierheim Hogar de Asis oder zu den Hunden habt, für einen neuen Zwingerbau spenden möchtet, eine Patenschaft übernehmen oder Pflegestelle werden möchtet. So kontaktiert mich gerne über Email, ich melde mich so zeitnah als möglich zurück: 
ehrat@tsv-europa.de 

Ich danke allen die durchgehalten haben bis hier her zu lesen 😉 
Muchas Gracias ❤️🧡💛💚💙💜
Bis bald, eure Regina vom Tierschutzverein Europa Team

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