Die wunderbare Welt der Herdenschutzhunde

Heute möchten wir euch in die Welt der Herdenschutzhunde entführen. Immer wieder sind Hunde, die in diese Gruppe gehören, im Tierschutz zu finden. Gerade bei Welpen ist oft nicht klar, was da alles “mitgemischt“ hat. Aus diesem Grund möchten wir aufklären wie ihr gegebenenfalls einen Herdi in eurem Hund erkennt und was das in der Erziehung und im Zusammenleben für euch bedeutet. Das wichtigste hierbei: Lasst euch nicht abschrecken!

Auch wenn man immer wieder liest, dass Herdenschutzhunde keine Familienhunde sind, stur sind, nicht erziehbar sind – bitte bleibt dran! Denn hundertprozentig richtig sind diese Aussagen aus unserer Sicht nicht. Ein Herdenschutzhund kann ein Familienhund sein, aber eben kein typischer.

Was ist ein Herdenschutzhund?

Herdenschutzhunde bringen in ihrer Genetik ein hohes Territorialverhalten mit und zeigen damit verbunden ein Wach- und Verteidigungsverhalten. Sie wollen gesehen und gehört werden – dementsprechend treten sie durchaus imposant auf. Herdis wurden gezüchtet um selbstständig die ihnen anvertrauten Herden zu beschützen. ACHTUNG: schützen heißt hier nicht hüten. Anders als bei den Hütehunden, wie beispielsweise der Border Collie, arbeiten Herdenschutzhunde zwar FÜR den Menschen, aber nicht unbedingt MIT ihm. Sie agieren eigenständig und selbstständig. Kommandos werden befolgt, wenn diese für den Herdi sinnvoll erscheinen. Dennoch bringen diese Hunde ein großes Zugehörigkeitsgefühl mit. Herdenschutzhunde sind gern mit ihrer Familie – also ihrem sozialen Verband – unterwegs. Man muss sich hier nur die Frage stellen wie dieses Zusammensein aussieht. Wenn der Herdi euch in allen Alltagssituationen (Restaurantbesuche, Parks, Markt…) belgeiten soll, dann kann ihn das recht schnell überfordern. Lange, ausgedehnte Spaziergänge oder Wanderungen hingegen, bereiten dem Herdi große Freude. Durch ihre Gemütlichkeit sind sie für sehr agile, sportbegeisterte Menschen nicht die richtigen Begleiter.

Doch wie erkenne ich ob mein Hund Herdenschutz-Gene mitbringt?

Herdis sind nicht unbedingt Kuschelhunde. Sie bringen eine hohe Individualdistanz mit. Sie liegen zwar immer in der Nähe, aber nie ganz nah und strategisch wählen sie ihre Plätze meist so, dass sie erhöht liegen oder wenigstens alles in ihrem Revier im Blick haben können. Herdis sind keine “will-to-please“-Hunde. Sie entscheiden eigenständig und bringen daher eine andere Motivierbarkeit als die Familienklassiker wie Labrador, Goldie und Co mit. Klassische Kommandobefolgung, Rückruf und so weiter sind beim Herdi nur bedingt machbar. Das typische Verhalten dieser Hunde in der Erziehung ist das “Ja, aber…“. Sie hinterfragen halt einfach. Wenn man diese Eigenschaften bei seinem Hund erkennt, dann muss ich mich als Mensch bewusst damit beschäftigen. Mit Struktur und dem richtigen Leitfaden kann man aber auch solch charakterstarke Hunde in die richtige Richtung lenken. Wird das ein Leichtes, wenn man es einmal erkannt hat? Nein. Aber ganz ehrlich: das ist es bei keinem Hund. Konsequente, liebevolle Erziehung ist immer Knochenarbeit. Hunde, die eine gewisse Sturheit mitbringen, egal ob genetisch bedingt oder nicht, müssen das Nötigste lernen und vor allem müssen sie lernen, Verantwortung abzugeben und ihre Impulse zu kontrollieren. Uns als Mensch muss es daher gelingen, dem Hund den damit einhergehenden Stress zu nehmen und gut mit ihm zu leben. Das ist alles machbar, aber man muss sich intensiv mit dieser Thematik beschäftigen und gerade die Herdeschutzhunde ticken halt etwas anders.

Sie sind sehr aufmerksam. Sie sind wachsam. Sie sind besonders.

Der genetisch herbeigeführte Auftrag dieser Hunde lautet: schützen und verteidigen. Tag und Nacht. Bei jedem Wetter. Was bedeutet das im Alltag? Unbekanntes und Störungen werden von den Herdis mit einer gesunden Skepsis begutachtet. Kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um eine potenzielle Bedrohung für ihre Herde (ja, hier sind wir gemeint – wir ersetzen als sozialer Verband quasi die Herde), dann muss diese Bedrohung eben ferngehalten werden. Sie können nicht anders, aber sie sind dabei normalerweise keine Gefahr für den Menschen. Die Fremden (das können Spielkameraden der Kinder sein, Verwandte, Freunde) müssen respektieren, dass eine Annäherung an die “geschützte Herde“ zunächst als Bedrohung interpretiert werden kann. Die Bindungsperson des Herdis muss hier dann dafür Sorge tragen, dass die sich annäherden Personen die Warnsignale der Hunde akzeptieren und entsprechend das Verhalten von Mensch an Hund und umgekehrt angepasst wird. Ihr angeborenes Verhalten ist von uns oft nicht kontrollierbar – gerade, was das Territorialverhalten angeht. Kontrolle heißt hier im Übrigen nicht, dass man dem Herdi ein “Aus“ entgegenbrüllt, wenn dieser am Zaun bellt. Vielmehr bedeutet es, Impulskontrolle auszuüben, den Hund zu begleiten und ihn aus der Verantwortung zu nehmen. Ein gemeinsames „ins Haus gehen“ und zur Ruhe kommen kann hier schon der erste wichtige und richtige Schritt sein. Die Ruhephasen sind absolut wichtig und nicht zu unterschätzen. Der eigenständige Charakter darf nicht dazu führen, dass sich diese Hunde sich selbst überlassen werden. Auch wenn es für uns als Menschen typisch ist, zu denken “ich lasse es zu, weil der braucht das“, “das tut ihm gut“ oder “er ist doch so gern im Garten, warum soll ich ihn nicht lassen?“. Oftmals haben genau diese Hunde, die – wenn auch unbewusst und ungewollt – sich selbst überlassen sind, zu wenig Ruhephasen. Und die meisten von uns wissen wie unausgeglichen man ist, wenn man nicht ausgeruht ist. Wie heißt es so schön? Nach müde kommt doof und genau das kann zu Verhaltensauffälligkeiten oder sogar gesteigertes Aggressionsverhalten führen, was die Familien berechtigterweise verzweifeln lässt. Leider endet diese Verkettung unglücklicher Umstände bzw. einfach das “Nicht Wissen“ dann oft in der Abgabe des Hundes.

Wir appellieren hier an dieser Stelle noch einmal: Bleibt dran!

Auch ein Herdi kann ein sanfter, loyaler Begleiter im Leben werden. Ein großartiges Beispiel ist unser Adoptantenpaar Angie und Uwe. Ihren Bericht findet ihr unter diesem Link. Sie haben nicht aufgegeben, sich professionelle Hilfe gesucht und wurden belohnt. Die Geschichte von Peejay zeigt uns:

Es liegt also an uns, die Hunde zu lenken und ihnen ein harmonisches Leben zu bieten. Denn die Hunde machen nichts falsch und oftmals verstehen sie die Welt nicht mehr, wenn sie aufgrund ihres genetisch bedingten Verhaltens ihren sozialen Verband verlieren. Gebt ihnen eine Chance, sie werden es euch danken. Ihr bekommt dann vielleicht nicht den einfachsten Hund, aber einen, der ohne Zögern mit Mut für euch durchs Feuer geht.

Wenn ihr einen Blick auf unsere Herdenschutzhunde und -Mischlinge werfen wollt, habt ihr hier einen Überblick:

Aika, Amour, Anjouli, Bamali, Bardo, Basilio, Bast, Benito, Berinesse, Blanqui, Bunti, Cameo, Candy, Capi von ADA, Capi von ADPCA, Elfe, Eliot, Erna, Gadjo, Georgia, Gerardito, Groucho, Hercules, HipHop, Iuba, Khan, Kodac, Lena, Lia, Loira, Lucas, Manon, Moscu, Nata, Romulus, Samma, Sena,Sil, Sing, Suri, Tobito, Ulisses, Urs, Yacko, Yara und Zadig.

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