Erfahrungsbericht
Erfahrungsbericht
El Arca, November/Dezember 2008
Ende des Jahres 2008 machte ich mich auf, das Tierheim El Arca de Santi in Monzn (Huesca) zu besuchen. Ich blieb für drei Wochen in Monzn, natürlich in Begleitung meiner beiden Hunde Jacky und Fina, und erlebte dort eine interessante, aufregende, wunderschöne, berührende, aber auch erschütternde und mit Sicherheit unvergessliche Zeit.
Ankunft und erste Eindrücke
Ilona, die deutsche Freiwillige in der Arca, nahm mich in Monzn in Empfang und lotste mich als erstes direkt zum Tierheim. In einem, um nicht zu sagen: ganz am Ende eines Gewerbegebietes liegt die Arca. Durch den Zaun hindurch werden wir schon von vielen Hundestimmen begrüßt.
Das gesamte Tierheimareal ist mit hohem Maschendrahtzaun eingefasst, damit die Hunde sich überall auf dem Gelände frei bewegen können. Die Arca beherbergt zur Zeit meines Besuchs 54 erwachsene Hunde. Katzen oder Kleintiere können nicht aufgenommen werden.
Eingepackt in Gummistiefel und Regenjacke
die sich in den kommenden Tagen als überlebensnotwendige Ausrüstung erweisen sollten
betreten wir das Gelände.
Ilona nennt die Arca das Tierheim der Türen. Und so ist es auch. Man muss praktisch mehrere Schleusen passieren, um sich von Bereich zu Bereich zu bewegen. Im vordersten Bereich befindet sich die Krankenstation, ein mobiler Container. Hier werden frisch kastrierte oder z.B. die Hunde untergebracht, die im hinteren Hauptbereich von den anderen gemobbt werden. Links an die Krankenstation grenzt der separate Welpenbereich an, in dem ebenfalls ein Container Schutz vor Wind und Wetter bietet. Dahinter befindet sich der Hauptauslaufsbereich mit dem Büro und der Zwingeranlage, welche aus vierzehn Gruppenzwingern besteht.
Ganz am Ende des Geländes liegen noch einmal zwei kleinere, abgetrennte Ausläufe, wo z.B. Mütter mit ihren Welpen,
unverträgliche Hunde oder auch Langzeitinsassen einquartiert werden können, damit sie nicht dauerhaft im Zwinger leben müssen.
In jedem Bereich werden wir stürmisch begrüßt von den dort lebenden Hunden. Fast alle sind so gierig nach Aufmerksamkeit und Zuwendung, dass sie mit den Freiwilligen jedes Mal das Football-Spiel spielen, wenn man den Auslauf betritt. Nach dem Motto: Auf sie mit Gebrüll. Da geht es zuweilen schon mal recht grob zu, man darf nicht allzu zimperlich sein, blaue Flecken und Schrammen sind garantiert. Ein Hund ist hübscher, liebebedürftiger als der andere. Fast alle haben sie unendlich traurige Geschichten, wurden verlassen, verstoßen, weg geworfen. So wie Chusa, eine Bobtailhündin, abgemagert zu einem Skelett. Die Reste ihres vollkommen verfilzten Fells hängen ihr in Fetzen herunter. Sie wurde aus einem Abwassergraben gefischt. Sie ist unendlich lieb, dankbar, anhänglich, ein Traumhund.
Eine grau-weiße Dogge, Tacca, hat es mir angetan. Sie begrüßt jeden Besucher direkt am Tor. Auf einem Auge ist sie blind, außerdem Leishmaniose-positiv. Im letzten Moment sind ihre Interessenten für den Transport abgesprungen. Sie schiebt sich unter meinen Beinen hindurch, ich muss mich auf die Zehenspitzen stellen, um ihr nicht in den Rücken zu drücken.
Dann ist da Mario. Er lebt im eigentlichen Büro, wo es etwas geschützter ist als in den Zwingern. Er sieht aus wie Chewbacca aus dem Krieg der Sterne und keucht schwer. Sein Bellen ist heiser und tief. Er ist herzkrank, niemand kann sagen, wie lange er noch leben wird. Trotzdem springt er an mir hoch, will ebenso wie die anderen gestreichelt werden.
Eine Galga fällt mir auf, Brigitte. Zurückhaltend, und doch immer da. Wenn sie mich anspringt, werde ich nicht umgeworfen. Es ist fast, als würde sie mich streicheln, so sanft ist sie. Ihre dünne Nase ist so lang, dass ich sie insgeheim Ameisenbär taufe.
Schon am zweiten Tag wird sie mein Schatten, schiebt mir ihren Kopf unter die Hand. Ich bin verliebt. Sie lebt im Gang der Zwingeranlage, zusammen mit Chusa und Uva, der Hündin mit den wohl großartigsten Ohren der Welt.
Außerdem ist da Fred, eine dicke Tonne, Bassett trifft Beagle. Wenn Fred an meiner Hand zum schmusen andockt, dann ist es, als wäre er mit Klebstoff angeklebt.
So viele Hunde, so viele traurige Geschichten, und viel zu wenig Zeit, ihnen allen gerecht zu werden.
Beinahe alles im Tierheim schreit nach Renovierung, Sanierung oder Neuerbauung, es fehlt an allen Ecken und Enden. Regenwasser, Urin und Exkremente sammeln sich zu dieser Jahreszeit in großen Seen, binnen kürzester Zeit bin ich durch die beständig an mir empor springenden Hundepfoten überzogen mit einer Schicht aus Schlamm und Kot, an Hose, Jacke und im Gesicht. Obwohl ich selbst Hunde habe und schon in anderen Tierheimen gearbeitet habe, bin ich doch erst einmal ein bisschen überwältigt.
In der Arca gibt es weder Wasser noch Strom, das (ursprüngliche) Bürogebäude hat genau eine Lampe, die über Solarzellen betrieben wird. Wasser bekommt das Tierheim aus einem Regenwasserkanal. Nahezu alle Hunde leiden an Durchfall, durch die Jahreszeit bedingt und weil die Wasserqualität so schlecht ist.
Im Welpenauslauf tummeln sich mindestens 20 Welpen. Wenn man den Welpenbereich betritt, kann man praktisch nicht mehr vorwärts kommen, da an jedem Bein sofort fünf Welpen hängen und sich mit nadelspitzen Zähnen und Krallen ihren Weg nach oben zu bahnen versuchen. Nicht umsonst nennt Ilona die Kleinen liebevoll die Piranhas
zutreffender kann man es nicht beschreiben.
Nach einem kurzen Rundgang, auf dem Ilona mir erklärt, was so alles meine Tätigkeiten sein könnten, fahren wir weiter zu Mechi, wo ich wohnen werde. Ich werde herzlich begrüßt, packe meine Sachen aus und freue mich auf den nächsten Tag, meinen ersten Tag in der Arca.
Mein erster Tag
Auf zum ersten Dienst in der Arca! Vormittags hat Chemy Dienst, er trägt mir auf, die Boxen für den kommenden Transport sauber zu machen und aufzubauen.
Trotz wiederholter Ganzkörperschlammmassagen durch Hundepfoten macht die Arbeit Spaß. Zwischendurch werden natürlich viele Nasen gekrault, Hälse gekratzt und Photos geschossen. Letzteres
gestaltet sich als etwas schwierig. Wenn man den ersten Großangriff beim Betreten des Auslaufs überstanden hat (Kamera dabei immer schön hoch halten oder unter der Jacke verstauen, damit sie eine berlebenschance hat!), bekommt man vielleicht die Chance, den einen oder anderen Hund mal zu knippsen. Sobald eine Nase jedoch merkt, dass man ihr seine Aufmerksamkeit schenkt, ist es aus mit dieser Gelegenheit, da dann erstmal wieder geknuddelt werden muss, was das Zeug hält.
Wer den Fehler begeht, sich hinzuhocken, um auf Augenhöhe mit dem zu photographierenden Hund zu gelangen, hat augenblicklich verloren. Denn ein Photo wird nicht mehr möglich sein, wenn man erst einmal unter einem halben Dutzend Hunde begraben wird. Besonders unterhaltsam ist es auch, dass manch Hund im XXL-Format meint, einem auf den Schoß krabbeln zu müssen, wenn man sich auf einer der Bänke niederlässt (selbst Schuld ). Noch lustiger wird es dann, wenn eben jener Riese seinen Platz auf dem Schoß gegen alle Nebenbuhler zu verteidigen beginnt und man, sozusagen im Auge des Sturms, jenem Kampf beiwohnen darf. Nur dass es in diesem Auge alles andere als ruhig zugeht. berhaupt sind die Hunde fast alle unglaublich lieb. Die stürmischen, die sanften, die ängstlichen. Nur ganz wenige knurren mal, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen, die meisten ergeben sich zitternd ihrem Schicksal.
Ich bekomme ein bisschen mit vom Alltag im Tierheim und möchte dessen Ablauf hier einmal kurz grob vorstellen:
Ein Arbeitstag in der Arca
Der Arbeitstag im Tierheim gliedert sich in eine Vormittags- und eine Nachmittagsschicht.
Die Vormittagsschicht
Die Morgenschicht arbeitet von 09:00 Uhr
13:00 Uhr. Dabei besteht die Schicht aus einem der beiden fest angestellten Arbeiter und eventuell mithelfenden Freiwilligen, die unter der Woche jedoch eher rar gesät sind.
Die Zwinger werden ausgespritzt und mit Leja desinfiziert. Die Hunde erhalten in insgesamt vier Gruppen Auslauf innerhalb des großen, vollständig eingezäunten Tierheim-Areals. Auch im Büro, der Zwingergasse und der Krankenstation leben Hunde, so dass auch diese Bereiche täglich gereinigt werden müssen, ebenso wie die separate Welpenstation, in der es natürlich immer besonders viele Reinigungsarbeiten zu verrichten gibt.
Die Hunde werden mit Trockenfutter gefüttert, das Trinkwasser wird erneuert, Medikamente werden verteilt und der Gesundheitszustand aller überprüft. Viele Hunde in der Arca sind gesundheitlich angeschlagen, besonders jetzt, in der kalten Jahreszeit, so dass der tägliche Gesundheitscheck unerlässlich ist.
Die Nachmittagsschicht
In der Nachmittagsschicht von 15:00 Uhr
19:00 Uhr verrichtet der zweite fest angestellte Mitarbeiter seinen Dienst. Alle Hunde erhalten nochmals im Wechsel Auslauf. Die Ausläufe und Zwinger werden in einem nie enden wollenden Kampf von den Hinterlassenschaften der Hunde gereinigt.
Außerdem stehen vormittags wie nachmittags regelmäßig Suchaktionen nach irgendwo gesichteten Hunden, Tierarztbesuche oder Vorbereitungen für die Transporte nach Deutschland auf dem Programm.
Am Wochenende kommen oftmals Kinder und Jugendliche in die Arca, um mit den Welpen zu spielen oder Hunde auszuführen, eine willkommene Abwechslung für die Hunde, die das weiträumige Tierheimgelände ansonsten eher selten verlassen.
Besucher verirren sich nur vereinzelt in die abgelegene Arca, erwachsene Hunde werden sehr selten innerhalb Spaniens adoptiert.
Der Mangel an fast allem ist in der Arca zwar unübersehbar, ich komme aber doch sehr bald zu dem Schluss, dass es den Hunden trotz allem hier nicht wirklich schlecht geht, auch wenn es nach außen hin zunächst ärmlich und erschreckend erscheinen mag. Alle Hunde leben in Gruppen und erhalten für Tierheimverhältnisse sehr viel Auslauf, in großen Gruppen, so dass sie viel spielen, toben, einfach interagieren können. Der Auslauf ist groß und abwechslungsreich. Die Zwinger sind zwar karg und (im Winter) feucht, aber doch recht geräumig.
Kein Hund zeigt Anzeichen von Zwingerkoller oder anderen Neurosen. Natürlich sind zunächst alle sehr wild, wenn sie aus den Zwingern in den Auslauf gelassen werden, sie beruhigen sich aber relativ schnell und fangen an zu buddeln, spielerisch zu rangeln oder sich einfach genüsslich in die Sonne zu legen. Fast alle Hunde haben ein ausgesprochen gutes Sozialverhalten.
Die Haupttätigkeiten der Helfer sind, natürlich, das Saubermachen der Zwinger, Hinterlassenschaften sammeln im Auslauf, putzen, fegen, wischen, füttern, Medikamente verteilen, Wunden versorgen, kraulen, spielen, wie in jedem Tierheim. Ekelgefühle können und dürfen nicht aufkommen, wenn man einen Eimer voll Exkremente in das Klärgrubenloch kippt und alles so richtig schön blubbert und spritzt. Gefüttert wird Trockenfutter, ab und zu gibt es trockenes Brot zum Zeitvertreib.
Nach kurzer mittäglicher Siesta trete ich zum Nachmittagsdienst mit Lidia an. Der Nachmittag ist mit Häufchen sammeln gefüllt, was besonders spaßig im Welpenbereich ist, wo die Hinterlassenschaften noch dünner und zahlreicher sind und sich richtig schön um die Kieselsteine schmieren, und wenn man diese mit einsammelt, wird der Eimer richtig schnell richtig schwer. Ich komme kaum zum arbeiten, so sehr will ich ständig Brigitte kraulen. Abends tun mir die Knochen weh, trotzdem war es ein erfüllter Tag, wie auch die anderen, folgenden Tage, die ich hier nicht alle im einzelnen beschreiben will.
Ich möchte stattdessen lieber noch vom Transport nach Deutschland berichten, der während meines Aufenthalts in der Arca stattfand.
Der Transport
In den Tagen vor dem Transport hatte ich schon einige Transportboxen ausgewaschen. Diese wurden dann am Transporttag zusammen gebaut und mit Decken ausgelegt. Ilona und Lidia schmiedeten Pläne, welcher Hund mit wem in eine Box zu stecken war, wie viele Boxen insgesamt benötigt wurden usw. Dann brachte ein Fahrer in zwei Ladungen Hunde aus der Tötungsstation in Casseres. Ich versuchte, nicht tiefer darüber nachzudenken, da mich beim Anblick der zutiefst verschüchterten Hunde aller Größen und Altersklassen große Traurigkeit überfiel. Denn sie waren noch die Glücklichen, so hilflos und verschreckt sie auch wirkten. Sie würden eine Familie bekommen, geliebt werden. Leben. Eine Hundefamilie kleine Russmännchen war besonders putzig.
Wir ließen die Unglücklichen aus ihren Boxen, schließlich hatten sie bereits eine weite Reise aus Südspanien hinter sich und sollten sich vor der großen Reise nach Deutschland wenigstens noch einmal die Beine vertreten können. Ebenso dankbar waren sie über Wasser und Futter, das wir ihnen reichten. Besser sie müssen auf der Fahrt erbrechen als kleine Welpen zwei Tage ohne Futter zu lassen! Als der Zeitpunkt der Transporterankunft näher rückte, begannen wir, die Arca- und Perrera-Hunde auf die Boxen zu verteilen.
Das gab ein Gejammer und Geweine, besonders unter den Welpen, das bis zur Abfahrt des Transporters nicht mehr aufhören wollte. Dann trafen Carme und Joan aus Berga in ihrem roten Mercedes Sprinter ein. Nach kurzer Begrüßung begann das Einladen, Umladen, Einpacken, Umpacken, Schieben, Drücken und Hoffen
dass alle Boxen hinein passen würden.
Zahlreiche Menschen packten, guckten, nahmen Abschied. Hunde mussten umgepackt, in gemeinsame Boxen gesteckt werden, um auch alle unter zu bekommen.
Manchitas, der kleinste Hund, den ich je gesehen habe, reiste schließlich in einer kleinen Pappbox in der Fahrerkabine mit.
Die Tiere, Hunde und Katzen (aus anderen Tierheimen), Welpen und alte Tiere, reisen auf so unglaublich engem Raum für so viele Stunden zusammen, der Stress muss unglaublich groß sein für die Armen, doch eine Alternative gibt es nicht, wenn diese Hunde jemals außerhalb der Zäune eines Tierheims leben sollen. Wieder muss ich an die Perrera in Casserres und die Zurückgebliebenen denken, und der Kloß im Hals wird größer. Ich kann nicht begreifen, dass jemand für ein noch nicht geborenes, noch nicht einmal gezeugtes Wesen bei einem Züchter Vorbestellungen aufgibt, wenn kleine, putzige, blutjunge, unschuldige Russmännchen nur haarscharf dem Tod von der Schippe springen konnten.
Endlich sind alle Nasen verladen. Carme und Joan fahren ab. Mit ihnen ein Transporter voller Hunde und Katzen auf dem Weg in eine neue, glücklichere Zukunft. Alle werden gut in Deutschland ankommen.
So viel Leid
Neben all den schönen Ereignissen im Tierheim, den täglichen Spaziergängen mit meiner Lieblingsmaus Brigitte, der Freude über gut vermittelte Hunde und der Freude am Umgang mit all den süßen Nasen, möchte ich auch noch von den furchtbaren, entsetzlich traurigen Erlebnissen erzählen.
Unna
So gab es einen Unfall, der drei Hunde das Leben kostete. Eine Hündin, Unna, die nachts im Auslauf gewesen war, hatte versucht, unter dem Zaun hindurch in den hinteren, abgetrennten Auslaufbereich zu gelangen. Sie hatte sich im Zaun verfangen und wurde von zwei anderen Hunden attackiert. Jeder Fluchtmöglichkeit beraubt, fanden wir sie am nächsten Tag, noch immer eingeklemmt unter dem Zaun, entsetzlich zugerichtet, verblutet. So verkeilt war sie im Zaun, dass wir sie heraus schneiden mussten. Noch am selben Tag wurden die beiden Hunde eingeschläfert, die sie angegriffen hatten.
Ich finde keine Gerechtigkeit in ihrem Tod, der so kurz und unendlich weniger grausam war als der ihres Opfers. Sicher, Hunde wie die beiden können nicht in einem Tierheim leben, so eng zusammen mit anderen Hunden, sie könnte man ja eigentlich niemals mehr hinaus lassen, und was wäre das dann für ein Leben. Drei Hunde sind tot, die es nicht sein müssten, wenn Menschen sie nicht ausgebeutet, benutzt, verletzt und weg geworfen hätten. Ich habe mich im Gang verkrochen, bei Brigit und Chusa.
Heute will ich nicht mehr. Ich will nicht morgen die Stelle im Zaun ansehen, die wir geflickt haben, das getrocknete Blut auf dem Stein darunter sehen. Ich will mich einrollen neben Jacky und Fina und ganz tief schlafen, ganz lange und traumlos. Und wenn ich aufwache, möchte ich nicht mehr Unnas verstümmelten Körper sehen.
Ich will nur noch schlafen und an gar nichts mehr denken.
Venecia
So jung, wie sie ist, so viel Leid und Grausamkeit musste die arme Venecia schon erleiden. Eines Abends brachte Mechi einen kleinen Welpen mit nach Hause, den Leute im Tierheim abgegeben hatten. Die arme kleine Maus war furchtbar zugerichtet, es müssen wohl Leute versucht haben, ihr den Schwanz abzuschneiden. Die gesamte Rute war dick geschwollen und erinnerte an eine Mohrrübe.
Das Fleisch war bereits abgestorben, der Schwanz musste restlos amputiert werden. Tief ins Fleisch eingeschnitten fand die Tierärztin eine Plastikschnur, mit der jemand versucht hat, der armen Venecia die Rute zu kupieren. Trotz dieser Grausamkeit, die ihr von menschlichen Bestien widerfahren ist, blieb die Kleine immer freundlich und fand kurz nach der Amputation ein Zuhause in Spanien.
Popeye
Auch hatten wir einen Fall von Parvovirose im Tierheim und mussten tagelang um das Leben des kleinen Popeye bangen. Wie durch ein Wunder hatte sich noch kein weiterer Welpe angesteckt, und auch der kleine Popeye erholte sich wieder und konnte im Dezember nach Deutschland in eine neue Familie reisen. Ab und an funktioniert die Welt noch, wie sie sollte, und es fällt etwas Licht ins Dunkel.
Abschied
Der letzte Tag. Ein letzter, kleiner Spaziergang mit Brigitte. Ein letztes Mal Nassfutter für Chusa und Brigitte und die damit verbundenen Freudenausbrüche. Die Verabschiedung war sehr traurig. Chusa hat mir lange hinterher gebellt und Brigitte versucht, das Tor aufzunagen. Ich durfte mich gar nicht zu oft umdrehen
Ich werde meine Zeit in der Arca niemals vergessen. So viel Hoffnung, so viel Liebe, und der Glaube daran, dass wir gemeinsam etwas zum Guten verändern können. So offene, freundliche, interessierte, engagierte, liebe Menschen habe ich hier kennen lernen dürfen. Danke Mechi, Ilona, Chemy, Lidia und allen anderen für eine, trotz allem Grauen, das einem im Tierschutz immer begegnen wird, wunderschöne Zeit.
Anne
Magic-conch@gmx.de